Wahrheit und Wissenschaft
Was für Immanuel Kant eine unumstößliche Wahrheit ist, dass wir von den Dingen nur erfassen können, „was wir selbst in sie legen“ (Kritik der reinen Vernunft, Prolegomena) ist für Friedrich Schiller „der Grund der Unfruchtbarkeit so vieler denkender Köpfe für das Beste der Wissenschaft“ (Ästhetische Briefe).
Was aber bedeutet Wahrheit? Welche Rolle spielt sie in der Wissenschaft und wie wird mit ihr in aktuellen Diskursen (Klimawandel, Corona-Aufarbeitung usw.) umgegangen? Können wir Wahrheit überhaupt erreichen, oder bleibt sie letztlich subjektiv und unser Wert „Nach Wahrheit streben“ letztlich nur ein frommer Wunsch?
Im Seminar werden wir uns der Wahrheitsfrage aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu nähern versuchen. Leitfaden wird uns dabei Friedrich Schillers noch immer aktuelle Schrift „Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen“ sein.
Dr. David Hornemann von Laer

Dr. phil. David Hornemann v. Laer ist Kunstwissenschaftler, Autor und Herausgeber u.a. der Reihe KUNST SEHEN. Mich interessiert die Frage, wie sich Kunstwerke so betrachten lassen, dass sie sich selbst aussprechen können. Anders ausgedrückt: Wie kann ich mein Sehvermögen so entwickeln, dass sich dadurch ein Zugang zur Eigenevidenz und Wirkung eines Bildes, einer Skulptur etc. eröffnet – jenseits von außen an das Kunstwerk herangetragener Interpretationen? Mich begeistert, dass wir durch Kunst unsere Sinne verfeinern und unser Wahrnehmen selbst künstlerisch machen können, sodass es auch für andere Gebiete des Lebens fruchtbar werden kann.
Ziele & Kompetenzen
Selbständiger Umgang mit zentralen philosophischen Fragen. Methodische Kompetenzen im Bereich Erkenntniswissenschaft / Ästhetik.
Problembewusstsein für ein Ausblenden der Frage nach der Wahrheit zugunsten einer rein utilitaristischen Betrachtung des Nutzens.
Thematischer Schwerpunkt des Seminars ist die Frage nach dem Wie, nach der Methode: Wie nähere ich mich der Wahrheitsfrage? Ist diese Annäherung abhängig von meinem Bildungsgrad, von der Nationalität, vom Geschlecht oder Alter? Muss ich dafür besonders religiös sein? Kann sich jeder Mensch daran beteiligen?
Freude am selbständigen Beobachten und Denken, Infragestellen von Autoritäten, Entdecken eigener Lösungswege und Perspektiven.
Lehr und Lernmethoden:
Die Lehr- und Lernmethode folgt dem Vorschlag Friedrich Schillers, der zwischen drei Möglichkeiten, jemandem etwas beizubringen, unterscheidet:
„Der dogmatische Lehrer […] zwingt uns seine Begriffe auf,
der sokratische lockt sie aus uns heraus, der Redner und Dichter gibt uns Gelegenheit sie mit […] Freiheit aus uns selbst zu erzeugen.“ Friedrich Schiller, Brief vom 21.11.1793
Im Seminar wird der Versuch unternommen, dem dritten Weg zu folgen und die Studierenden in die Lage zu versetzen, die Begriffe selbst zu fassen.
Maximale Teilnehmendenzahl
20 Teilnehmer