Der Krieg in der Ukraine: Historische Hintergründe und Ursachen

Olena Petrenko
Bereits am 21. Februar 2022, kurz vor dem Angriff auf die Ukraine, wandte sich der russische Präsident Wladimir Putin über eine Stunde lang an die Nation, um sein Geschichts-Bild der ukrainischen Staatlichkeit zu vermitteln. Im Kern ging es ihm darum, der Ukraine ihre historische Existenzberechtigung abzusprechen. Diese Interpretation der historischen Ereignisse durch den „Chefhistoriker“ Wladimir Putin war eigentlich keine Überraschung. Bereits in den Jahren zuvor waren andere Aufsätze erschienen, darunter im Juli 2021 sein Traktat „Über die historische Einheit der Russen und Ukrainer“, das aus heutiger Sicht als klare Invasionsdrohung zu verstehen ist und war. Der Titel dieser Schrift spricht für sich. Immer wieder betont der Autor, dass Russen und Ukrainer ein Volk, eine Einheit seien. Zudem stellt Putin die heutige Ukraine gänzlich als Schöpfung der Sowjetzeit dar und verdreht das historische Narrativ so, dass alle Versuche der Ukrainer:innen, einen eigenen Staat zu gründen, von ihm ignoriert werden. Dabei bedient er sich wie der russische Propagandaapparat konsequent der alten sowjetischen Feindbilder, die im Kontext des Krieges eine neue Revitalisierung erfahren.
In der Veranstaltung sollen nun neben der konfliktreichen Geschichte der russisch-ukrainischen Beziehungen auch diese langlebigen kollektiven Feindbilder analysiert werden. Dass Geschichte als Waffe eingesetzt wird, ist nicht neu; dass ihre Instrumentalisierung als einer der Gründe für Krieg herangezogen wird, auch nicht. Es zeigt nur einmal mehr, wie mächtig und mobilisierend alte Feindbilder sein können.

The war in Ukraine: Historical Background and Causes

On 21 February 2022, shortly before the attack on Ukraine, Russian President Vladimir Putin spoke to the nation for over an hour to convey his historical view of Ukrainian statehood. In essence, his aim was to deny Ukraine its historical right to exist. This interpretation of historical events by the ‚chief historian‘ Vladimir Putin was not really a surprise. Other essays had already been published in previous years, including his treatise ‚On the Historical Unity of Russians and Ukrainians‘ in July 2021, which from today’s perspective is and should be understood as a clear threat of invasion. Its title speaks for itself. The author repeatedly stresses that Russians and Ukrainians are one people, one entity. Moreover, Putin presents contemporary Ukraine as a creation of the Soviet era, twisting the historical narrative to ignore all attempts by Ukrainians to establish their own state. Like the Russian propaganda apparatus, he consistently uses the old Soviet enemy images, which are revived in the context of the war.
In addition to the conflict-ridden history of Russian-Ukrainian relations since the Masepa period, the event will also analyse these long-standing collective enemy images. The use of history as a weapon is nothing new, nor is its instrumentalisation as one of the reasons for war. It just shows once again how powerful and mobilising old enemy images can be.

What do I need to know to participate?
Ukrainian or Russian language skills an advantage, but not required

How will we learn?
An interdisciplinary approach with special consideration of cultural studies approaches
Transfer and entanglement history, transnational and postcolonial studies, cultural history and microhistory
Among other things, students could work with interviews with political actors. The discourse analysis of published texts would be relevant.

Seminar Goal
Source and literature research

Maximum number of participants
30

 

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Olena Petrenko
Dr. Olena Petrenko ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Institut der RUB (Be reich Neuere und Neueste Geschichte). Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der Ukraine im 20. Jahrhundert, Geschlechtergeschichte Osteuropas, Wirtscha sgeschichte des Russischen Imperiums sowie Oral History und Memory Studies. Die englischsprachige Fassung ihrer Dissertation Unter Männern. Frauen im ukrainischen nationalistischen Untergrund 1929 1954 (Paderborn: Schöningh Verlag, 2018) erscheint dieses Jahr bei McGill-Queen’s University Press.
E-Mail: olena.petrenko@rub.de
Was muss ich mitbringen?

Ukrainische oder russische Sprachkenntnisse von Vorteil, aber nicht erforderlich

Wie werden wir lernen?

Eine interdisziplinäre Herangehensweise unter besonderer Berücksichtigung kulturwissenschaftlicher Ansätze

Transfer- und Verflechtungsgeschichte, transnationale und postkoloniale Studien, die Kultur- und Mikrogeschichte


Die Studierenden könnten u.a. mit Interviews von politischen Akteur/innen arbeiten. Wichtig erscheint die Diskursanalyse der veröffentlichten Texte.

Ziel der Veranstaltung

Quellen-und Literaturrecherche

Max. Teilnehmendenzahl

30